In diesem immer noch erhältlichen Band aus dem Jahr 1978 beschäftigt sich Christiane Zehl Romero mit der französischen Philosophin und Schriftstellerin Simone de Beauvoir (1908-1986).
Obwohl Zeitgenossin de Beauvoirs, stützt sich die in den USA lebende Autorin auf Bilder und Selbstzeugnisse, welche den Werdegang der Philosophin vom „Mädchen aus gutem Hause“ zur Sozialistin und Frauenrechtlerin nachzeichnen. Schon im Alter von 15 Jahren Gott und die Zwänge ihrer bürgerlichen Herkunft ablehnend, begibt sich de Beauvoir auf die Suche nach der eigenen persönlichen Wahrheit. Durch die Aufnahme eines Lehramts- und Philosophiestudiums in Paris erlangt sie erstmals finanzielle Unabhängigkeit unddie Freiheit, ihr Leben selbst zu gestalten. Dabei lehnt sie die traditionelle Rolle der Frau als Mutter und Gattin ab- zunächst, weil es der Familie an Rücklagen für eine Mitgift fehlt, später aus voller Überzeugung. Dabei wird sie erstmals schriftstellerisch tätig, einen Wunsch, den sie schon zu Schulzeiten hegte. Sie lernt ihren späteren Lebensgefährten Jean Paul Satre kennen; in ihrer berühmt gewordenen offenen Beziehung beeinflussen sie sich gegenseitig in ihrem Schaffen.
Christiane Zehl Romero gelingt es, dem Leser die facettenreiche Simone de Beauvoir ein Stück näher zu bringen. Dabei greift sie ungeniert auf längere Zitate der Schriftstellerin selbst zurück- zum Glück, möchte man sagen, denn diese beleuchten das Handeln, sowie die Motive de Beauvoirs besser, als einfache Beschreibungen es könnten. In chronologischer Reihenfolge erfährt der Leser von der Entstehung wichtiger Werke wie „Le deuxième sexe“ (Das andere Geschlecht) und „Le sang des autres“ (Das Blut der Anderen), und möglichen Vorbildern für die Romanfiguren aus dem Umfeld der Autorin. Hilfreich und interessant sind auch die Zeittafel und Kommentare von Zeitgenossen im Anhang.
Bei all dem geht Simone de Beauvoir nicht als strahlendes Vorbild der Frauenbewegung oder größte Philosophin des 20. Jahrhunderts voran- obwohl all diese Dinge keinesfalls negiert werden- sondern als Frau, die den Zwang der Konventionen ablehnt und selbstbestimmt ihren Weg geht.