In ihrer Autobiografie erzählt die achtzehnjährige Berlinerin Melda von den Sorgen und Nöten des Erwachsenwerdens. Doch das allein ist nicht genug, denn darüber gibt es wohl unzählige Bücher. Melda muss den Spagat zwischen der türkischen Kultur ihrer Familie und der deutschen ihrer Schule und Freunde schaffen, und sich dabei selbst positionieren. Das fällt nicht leicht, denn nicht immer kann und will sie den teils konservativen Erwartungen und Wünschen ihrer Eltern gerecht werden, will sich frei bewegen dürfen und Kleidung tragen, die ihr gefällt. Anfangs geht es um solche „Alltäglichkeiten“, doch jedes Zugeständnis ist ein kleiner Sieg für Melda, die, und das wird in ihrem sehr offenen Bericht deutlich, unter dem beiderseitigen Druck leidet, zeitweise sogar erkrankt. Doch die Achtzehnjährige steckt voller Tatendrang, will sich neben Partys und Treffen mit Freunden auch für ihre Schule engagieren. Bei einem Praktikum dann erhält sie unverhofft die Möglichkeit, ein mittlerweile ausgezeichnetes Projekt namens „l.o.s.- let´s organize somethin´!“ auf die Beine zu stellen, um sich mit anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund auszutauschen und ihnen Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, von denen sie vielleicht nichts ahnen.
Melda Akbaș reflektiert verschiedene Situationen der letzten zwei Jahre, berichtet liebevoll von ihrer weit verzweigten Familie und schreibt mit einem Augenzwinkern vom ganz normalen Alltagswahnsinn. Daneben gibt es aber auch leisere Töne, die dem Leser, der vielleicht in nur einer Kultur großgeworden ist, zeigt, wie lohnenswert, aber anstrengend es sein kann, zwischen den Rollen zu wechseln, oder harsche Kritik in Kauf zu nehmen, wenn der Wechsel mal nicht gelingt.
Fazit: Erwartet man Schimpftiraden, oder den Bericht eines leidenden jungen Mädchens ist man mit „So wie ich will“ definitiv falsch beraten. Denn obwohl Akbaș nicht mit Kritik am deutsch-türkischen Umgang spart, erhebt sie die Angelegenheit doch nicht zum Politikum, sondern erzählt Episoden aus ihrem persönlichen Umfeld, die zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregen. So wirbt sie für Toleranz, einfach dadurch, dass sie selbst die ethnische Herkunft eines Menschen nicht zu dessen markantestem Wesenszug erhebt. An einigen Stellen erstaunt Meldas Offenheit; sie tut ihre Ansichten unverblümt und geradeheraus kund, spart aber nicht mit Begründungen und macht sie dem Leser so nachvollziehbar. Der Stil des Berichts ist an einigen Stellen sehr wacklig, dadurch insgesamt aber authentisch und erfrischend.
„So wie ich will“ hat keinen solchen Entsetzensschrei ausgelöst, wie andere Bücher des Genres; der Leser wird kaum erschrocken die Luft anhalten, doch garantiert einen kleinen Einblick in ein Leben zwischen den Kulturen erhalten, denn um Effekthascherei geht es hier nicht. Die junge Melda Akbaș zeigt in ihrem autobiografischen Bericht eines ganz klar: dass es nicht entweder- oder, sondern sowohl-als-auch heißt.
Ein Gedanke zu „Melda Akbaș: So wie ich will. Mein Leben zwischen Moschee und Minirock“