Cathy, Anfang 20, genießt ihr Leben in vollen Zügen. Nach der Arbeit geht sie mit Freundinnen aus, tanzt und trinkt und nimmt ein ums andere Mal einen Mann mit nach Hause, den sie gerade erst kennen gelernt hat. Als sie dann den gutaussehenden und charmanten Lee trifft, der sie auf Händen zu tragen scheint, sind ihre Freunde begeistert- endlich die große Liebe. Als Cathy sich jedoch zunehmend eingeengt und bedroht fühlt, halten sie alle für undankbar oder schlicht verrückt. Ganz auf sich allein gestellt muss Cathy versuchen, sich ihrem Freund zu entziehen- doch der hat vorgesorgt…
Wohin du auch fliehst scheint zunächst zwei völlig verschiedene Frauen zu beschreiben: Die unbeschwerte und gedankenlose Cathy wird ihrem nur drei Jahre älteren Ich gegenübergestellt, das, von Zwangsstörungen und Panikattacken geplagt, versucht, seinen Alltag zu bewältigen. Nach und nach wird durch Rückblenden erzählt, wie Cathy Lee kennenlernt und er sich zunehmend als gewalttätiger Psychopath entpuppt, der nicht nur jeden ihrer Schritte kontrolliert, sondern ihr auch jede Möglichkeit zur Flucht nimmt. Viel besser noch als die Hilflosigkeit der jungen Cathy sind die Nachwirkungen der Beziehung auf ihr älteres Ich geschildert. Ihre Zwangsstörungen und Kontrollzwänge fressen ihren Alltag auf, wobei der Leser jedoch nach und nach erfährt, dass die Frau allen Grund hat, ihr Wohnungsschloss mehrmals zu kontrollieren. Schließlich gelingt es der Autorin Haynes, die als Fallanalytikerin bei der Polizei arbeitet, die beiden Erzählstränge geschickt zusammen zu führen. Ihr Debut wird damit zu einem packenden und realistischen Thriller.
Elizabeth Haynes „Wohin du auch fliehst“ (OT: Into the Darkest Corner), Diana TB 2013, 478S., 8,49€