Vorgelesen: Vertonte Kurzgeschichten bekannter Autoren

Im Grunde bin ich kein großer Hörbuch-Fan. Viel lieber habe ich das entsprechende Buch in der Hand, kann es mit mir herumtragen, wie ich möchte, kann es einfach aufschlagen und muss es nicht anschalten oder seinen Akku laden.

In der letzten Zeit habe ich mich aber über vorleser.net, einer Seite, auf der professionelle Sprecher ältere, d.h. mittlerweile „gemeinfreie“ Geschichten vertonen und kostenfrei zur Verfügung stellen, umgesehen. Neben mehrstündigen Hörbüchern gibt es auch viele kurze Geschichten bekannter Autoren, die aber nie die gleiche Bekanntheit wie ihre Hauptwerke erlangt haben. Hier eine Vorstellung von vier kurzen Geschichten, vielleicht als Einstieg zu längerem Hörbuch-Hören (?):

 

Rainer Maria Rilkes „Die goldene Kiste (11m 59s) erzählt die Geschichte einer Witwe, deren kleiner Sohn vom ärmlichen Zimmer aus die glänzenden Särge des gegenüberliegenden Bestatters bewundert und sich über ihre Schönheit freut. Die Geschichte fängt wunderbar die kindliche Unbeschwertheit des Jungen ein und die ängstliche Hilflosigkeit, die seine Mutter befällt, als ihr Sohn erkrankt. Als Hörer sieht man die beiden in ihrem beengten dunklen Zimmer fast vor sich.


 

Joseph Roths „Barbara (28 m 47s) ist die Geschichte einer gebeutelten Frau, die früh Vater und Mutter verliert und von ihrem Onkel mit einem Tischlermeister verheiratet wird, dessen Emotionalität der eines Stück Holzes entspricht. Als auch er verstirbt, bleibt Barbara nur ihr Sohn, für den sie bedingungslos alles aufgibt: ihre Gesundheit und auch ihr persönliches Glück. Als sie auf dem Sterbebett liegt, zeigt sich jedoch, dass ihr Sohn mehr von seinem Vater hat, als sie sich hätte träumen lassen. Die Geschichte hat einen deprimierenden Charakter, anders als in Rilkes „Die goldene Kiste“ fühlt man als Hörer nicht wirklich mit Barbara und ihr lakonisches Ende bringt eine ziemliche Ernüchterung mit sich.


 

Die drei Zechpreller von Honoré de Balzac (24m 46s) erzählt die Geschichte dreier Betrüger, die versuchen, sich mit viel List und wenig Geld bei einem Wirt durchfüttern zu lassen. Diese Geschichte hat mir von den vier gehörten am wenigsten gefallen. Die drei Zechpreller kamen mir nicht wirklich listig vor, die Geschichten, die sie und der Wirt erzählen, fand ich eher derb als unterhaltsam.


 

Von Klabund wurden mehrere Geschichten „erotischer Literatur ‚alten Stils‘, ohne Details aber mit feiner Ironie“, wie es heißt, vertont. So auch „Der Kammerdiener“ (16m 10s), der die Geschichte eines Dieners bei einem umtriebigen Grafen erzählt. Zu seinen Aufgaben als Kammerdiener gehört es nicht nur, den Grafen herzurichten, sondern auch, seine zahlreichen Liebschaften zu decken. Doch obwohl nach außen hin professionell, gehen dem Kammerdiener die Eskapaden seines Herrn nahe. Die Geschichte ist wirklich nicht übermäßig detailreich, dafür gibt es eine überraschende Wendung und hin und wieder eine ironische Bemerkung.

 

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