Hier kommt sie, die erste kurze Filmkritik! Ganz neues Pflaster und wirklich anders, als eine Buchrezension zu schreiben. Sobald sich wieder die Möglichkeit bietet, erscheinen unter dem Schlagwort [LitFilm] dann in Zukunft weitere Kritiken zu Literaturverfilmungen. Jetzt aber erst mal zu diesem Film.
Darum geht’s
New York, 2020: Der Highschool-Abschluss ist nahe, das College ruft und die schüchterne Vee (Emma Roberts) will sich endlich mal was trauen. Deshalb meldet sie sich beim illegalen Online-Spiel Nerve an, bei dem die Zuschauer (Watcher) dafür bezahlen, den Spielern (Player) Herausforderungen zu stellen. Die Player nehmen die teils peinlichen, teils gefährlichen Herausforderungen an und gelangen so zu Geld und Ruhm – oder scheiden aus.
Das Thema des Filmes könnte aktueller nicht sein: Es geht um den Verlust der eigenen Daten im Internet und die Angst vor totaler Fremdkontrolle. Nerve verpflichtet zu gnadenloser Selbstdarstellung.
Die Player müssen sich in Momenten größter Angst oder Scham selbst filmen. Dennoch: niemand wird gezwungen, Mitmachen und Ausscheiden stehen jedem frei. Die Zuschauer werden hier zu „Gaffern“, die bereitwillig zusehen, wie sich andere in reelle Lebensgefahr begeben und noch mit der Kamera draufhalten. Kein unbekanntes Phänomen.
Mein Eindruck
Dadurch, dass sich die gesamte Story in einer einzigen Nacht abspielt und die Herausforderungen innerhalb weniger Minuten gemeistert werden müssen, ist der Film actionreich und schnell. Die Schnelligkeit geht aber zulasten der Charakterentwicklung. Die wird nämlich bei der Protagonistin gründlich überstürzt erzählt: zwar wird sie dem Zuschauer als schüchtern und zurückhaltend vorgestellt, jagt dann aber als die größte Draufgängerin des Filmes durch die 90 Minuten.
Die Story kommt stellenweise sehr plakativ daher, es bleibt nicht viel Interpretationsspielraum. Die Gefahren des Internets und der Entfremdung der Zuschauer werden jedesmal deutlich, wenn gleich eine Horde von Teenagern die Handykameras zückt. Interessant ist, dass es sich bei Nerve zwar um eine Art von Zukunftsdystopie handelt – zumindest für die unfreiwilligen Spieler –, die Technik mit ihren Smartphones und Kameradrohnen aber auf dem heutigen Stand ist, nur stärker vernetzt genutzt wird. Dadurch kann die Geschichte problemlos in die Jetztzeit übertragen werden.
Fazit
Insgesamt ist Nerve ein actionreicher Film, unterlegt mit cooler Musik, der wichtige Probleme ohne allzu viel Tiefgang anspricht und damit gute Unterhaltung für einen netten Kinoabend bietet.
OT: Nerve; Regie: Ariel Schulman, Henry Joost; Mit: Emma Roberts, Dave Franco, Emily Meade; Genre: Thriller; USA 2016; Dauer: 1 Std. 37 Min.; FSK: 12.
Hier geht’s zum offiziellen Trailer.
Das gleichnamige Buch zum Film der Autorin Jeanne Ryan von 2012 wurde zum Filmstart neu aufgelegt.