Bevor das Jahr zu Ende geht, möchte ich die Gelegenheit nutzen, um meine persönlichen Favoriten aus diesem Jahr vorzustellen. Es sind wieder alte Perlen und neu erschienene Schmuckstücke dabei. Außerdem bedanke ich mich bei euch fürs Mitlesen, für Kommentare und Anregungen und hoffe, euch im nächsten Jahr gesund und munter wieder hier begrüßen zu dürfen. Bis dahin!
Literarisch bin ich in diesem Jahr ins Judentum eingetaucht. Begeistert hat mich Chaim Potoks „Die Erwählten“ (1967), das die jüdische Gelehrsamkeit feiert und den ideologischen Grabenkampf um die Gründung Israels anhand der Freundschaft zweier New Yorker Jungen erzählt. Außerdem kann ich allen, die sich für das Thema interessieren nur die Autobiografie der Wahlberlinerin Deborah Feldman „Unorthodox“ (2016) ans Herz legen. Sie erzählt von den altertümlich anmutenden Gebräuchen der chassidischen Gemeinde im heutigen New Yorker Stadtteil Williamsburg und gibt Einblicke, die ich so tief und detailliert noch nirgendwo lesen konnte.
Schockierend, schmerzhaft bis zum Weglegen war Katharina Winklers „Blauschmuck“ (2016), das den Weg eines anatolischen Mädchens von der Kinderbraut bis zur Haussklavin erzählt. Verstörend und in einer faszinierend reduzierten Sprache verfasst.
Ebenfalls hart, aber bedeutend besser auszuhalten war Calan Winks „Der letzte beste Ort“ (2016), das mich für Kurzgeschichten begeistern konnte. Die Erzählungen kreisen um Menschen in Montana, vom kindlichen Katzenmörder bis hin zur alternden Bäuerin. So rau wie die Natur sind die Menschen, „schön“ im eigentlichen Sinne sind die Geschichten nicht, aber sie lassen einen glauben, ganz nah dran zu sein an den Seen und Bergen, Wäldern und Feldern Montanas.
Zuletzt ist da noch das viel gerühmte „Alles, was wir geben mussten“ (2005) von Kazuo Ishiguro. Dieser Roman über das Klonen war leise, unaufgeregt, sogar melancholisch und hat mich doch wie im Sog weiterlesen lassen. An der Menschlichkeit der Protagonisten, deren Lieben und Leiden, Lachen und Weinen man hautnah miterlebt hat, besteht am Ende kein Zweifel.
Welche waren eure Bücher des Jahres?
Alles was wir geben mussten fand ich persönlich eins der besten Bücher im Jahr.
Wie schön! Ich habe es mittlerweile auch oft weiterempfohlen und verliehen und bislang begeisterte Rückmeldung bekommen.
Über „Bücher des Jahres“ hab ich noch nicht wirklich nachgedacht. Es waren viele, die mir gut gefallen haben, aber auf Anhieb drängen sich wenige auf, die ich herausragend fand.
„Der Totgeglaubte“ von Michael Punke fällt mir spontan ein, oder „Deadwood Dick“ von Joe R. Lansdale. Im Gedächtnis geblieben ist mir auch „Winter in Maine“ von Gerard Donovan. Allerdings sind die Romane nicht zwangsläufig auch 2016 erschienen.
Von „Winter in Maine“ habe ich auch gelesen, das hörte sich wirklich sehr interessant an. Die anderen beiden kenne ich gar nicht, da muss ich mal die Suchmaschine anschmeißen, wenn du sie empfiehlst. Mir fiel die Auswahl in diesem Jahr recht leicht, aber ich habe auch fast kein Buch „einfach auf mich zukommen lassen“, sondern die meisten seit längerer Zeit im Auge gehabt. Das ist natürlich auch keine Garantie dafür, dass sie gut sind, aber ich hatte eine relativ sichere Vorauswahl (in der sich auch viele ältere Bücher wiederfanden).
Die anderen beiden Romane sind Western mit realem historischem Hintergrund. „Der Totgeglaubte“ war die Vorlage für den Film „The Revenant“ mit Leonardo DiCaprio. Und „Das abenteuerliche Leben des Deadwood Dick“ stammt von Joe R. Lansdale, der sich in den letzten Jahren zu einem meiner Lieblingsautoren entwickelt hat.
https://schreibkramundbuecherwelten.wordpress.com/2016/06/22/der-totgeglaubte/
https://schreibkramundbuecherwelten.wordpress.com/2016/05/15/das-abenteuerliche-leben-des-deadwood-dick/
Eine spezielle Lese-Auswahl treffe ich eigentlich nicht. Ich lass mich da eher von meinen SUBs, von Empfehlungen und von meinem Näschen leiten. Mancher Spontankauf hat sich schon als Entdeckung einer Perle entpuppt (aber natürlich lange nicht alle).