Georg Büchner: Leonce und Lena (1836)

georg_buchnerLeonce und Lena habe ich hauptsächlich zur Hand genommen, weil mir Büchner mit „Woyzeck“ sehr gefallen hat. Von dieser Mischung aus Komödie und politischer Satire war ich aber enttäuscht.

Zum Inhalt: Der gelangweilte und deshalb auch melancholische Anwärter auf den Königsthron Leonce flieht mit seinem launigen Diener und Freund Valerio vor einer arrangierten Heirat mit Prinzessin Lena. Lena befindet sich mit ihrer Gouvernante ebenso und aus dem gleichen Grund auf der Flucht. Die beiden treffen in einem Wirtshaus aufeinander und verlieben sich.

Das Stück ist insgesamt sehr kurz und die Handlung nicht sonderlich verzwickt. Die Figuren wirkten auf mich sehr eindimensional und überzeichnet, mehr Typen als Figuren. Die politischen Anspielungen waren nur allzu deutlich: Kleinstaaterei ist ein Unding, absolutistische Monarchen sind unflexible, zum Denken häufig unfähige Tölpel, die ihre Bauern unnötig leiden lassen. Die Figur des arbeitsscheuen, immer leicht betrunkenen Valerio empfand ich als nervig; die Hochzeitsszene am Ende (Verkleidung? Masken? Tüten über dem Kopf? Auf jeden Fall für den eigenen Vater völlig unkenntlich gemacht) fast schon wieder albern.

Natürlich ist dieses Stück zur damaligen Zeit mutig gewesen, politische Kritik dieser Art auch gefährlich. Unter diesem Gesichtspunkt verdient es auf jeden Fall seinen hohen Rang innerhalb der deutschen Komödien. Doch kurz darauf habe ich Wildes „The Importance of Being Ernest“ gelesen und war begeistert – diese literarische Begeisterung konnte ich für „Leonce und Lena“ leider nicht aufbringen. Möglich, dass es auf der Bühne ganz anders wirkt.

Georg Büchner, Leonce und Lena, verschiedene Ausgaben. 


Die Vollversion zum kostenlosen Download beim Projekt Gutenberg: http://gutenberg.spiegel.de/buch/georg-buchner-leonce-und-lena-420/1

Bild: Porträt von Georg Büchner, undatierte Bleistiftzeichnung des Darmstädter Theatermalers Philipp August Joseph Hoffmann (1807 bis 1883) , das Original ist 1944 verbrannt. Quelle:
https://www.giessen.de/index.phtml?La=1&sNavID=1894.296&object=med%7C684.4561.1

Dieser Titel ist Teil meiner k1024_leseliste

2 Gedanken zu „Georg Büchner: Leonce und Lena (1836)

  1. Ja, das ist wirklich ein Stück, das nur auf der Bühne seine herrlich komischen Seiten zeigt – so eine Art Vorläufer von Theo Lingens „traurig, traurig, traurig“ … Liebe Grüße!

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