Auf Sun Tsus „Die Kunst des Krieges“, das als ältestes Werk zur strategischen Kriegsführung gilt, bin ich zum ersten Mal im Politikunterricht aufmerksam geworden. Das Werk wurde in einem Atemzug mit Clausewitz‘ „Vom Kriege“ genannt, in das ich dann auch kurz reingelesen habe. Der Eindruck, der dabei entstand ist, dass Sun Tsus Werk einen ganzheitlicheren, philosophischen Ansatz verfolgt. Aus diesem Grund kommt es wohl in den letzten Jahren auch vermehrt im Managementbereich zum Einsatz; Schulungen auf verschiedensten Gebieten werden laut Internetanzeigen in Anlehnung an Sun Tsu durchgeführt. Ohne vertieftes (oder überhaupt) Wissen auf dem Gebiet der Kriegsführung habe ich Sun Tsu dann auch nur zur Hand genommen, um mir einmal selbst einen Eindruck von seinen dreizehn Kapiteln zu verschaffen. Darüber hinaus kann man sich bestimmt noch trefflich über historischen Kontext und Aktualität hinsichtlich der militärischen Seite der Ratschläge streiten.
Ich habe das Werk als Hörbuch in dieser Version gehört, aufgrund der Länge von einer guten Stunde auch in einem Stück. Die inhaltlich dichten, stichpunktartigen Ausführungen (sehr strukturiert auch im Stile von „erstens, zweitens, drittens“) sorgen allerdings dafür, dass man beim einmaligen Hören wohl nur einen ersten Eindruck der Bedeutung des Werkes bekommen kann. Viele der Ratschläge, die Sun Tsu schon im 5. Jahrhundert v. Chr. gibt, sind tatsächlich auch im heutigen (nicht militärischen) Leben anwendbar: Man kann den Widerstand eines Feindes brechen, ohne mit Gewalt gegen ihn zu kämpfen. Gute Vorbereitung ist alles. Erst Denken, dann Handeln. Alles frei nach Sun Tsu.
Andere Kapitel wiederrum sind so spezifisch, dass man sich unweigerlich fragt, wo der Autor sein exaktes Zahlenwissen hernahm. Auch die Ausführungen über das Marschieren in Mooren lassen sich wohl nur bedingt auf das heutige Leben übertragen – es sei denn, man marschiert in Mooren.
Die klare Sprache und die Vermeidung von militärischen Fachwörtern machen Sun Tsus Werk sehr verständlich und laden tatsächlich dazu ein, den einen oder anderen Ratschlag friedlich (!) in sein Leben zu integrieren.
Eine frei verfügbare Textversion (englisch) findet sich beim Projekt Gutenberg.
Das möchte ich auch noch lesen. In dem Zusammenhang würde ich dir „Das Buch der Fünf Ringe – Die Kunst des Samurai-Schwertweges“ von Miyamoto Musashi empfehlen, das hat mir sehr gut gefallen.
Das kenne ich noch gar nicht; danke für den Tipp.
Und das „Hagakure“.