Yeonmis Kindheit in Nordkorea ist ein Auf und Ab: Solange der Vater von seinen Schmuggelreisen genug Geld mit nach Hause bringt, kommt Reis auf den Tisch. Oft genug ist das aber nicht der Fall und die beiden Schwestern und ihre Mutter hungern und frieren. Als der Vater schließlich ins Straflager muss, entschließen sich Yeonmi und ihre Mutter zur Flucht nach China. Ihre Schwester hatte einige Tage zuvor die Flucht gewagt. Kaum auf der chinesischen Seite angekommen, geraten die beiden in die Fänge von Menschenhändlern. Die Mutter wird vor den Augen ihrer Tochter vergewaltigt und verkauft; das dreizehnjährige Mädchen ist gezwungen, monatelang mit einem der Menschenhändler als dessen „Geliebte“ zusammenzuleben und seine Geschäfte mit abzuwickeln. Doch irgendwann sind Mutter und Tochter wieder vereint, haben das Geld für die weitere Flucht beisammen und machen sich auf den beschwerlichen und gefahrvollen Weg nach Südkorea – durch die winterliche Wüste Gobi.
Mein Eindruck
Yeonmis Geschichte ist eine Geschichte der Stärke. Unter widrigsten Umständen kämpft sie ums Überleben, erduldet Hunger, Durst, sexuelle Gewalt und Demütigungen, um dann – unter Aufbietung ihrer gesamten Kraft – entgegen aller Wahrscheinlichkeit Schul- und Universitätsausbildung zu absolvieren und mit ihrer erschütternden Geschichte an die Öffentlichkeit zu treten. Nunmehr im Visier des nordkoreanischen Regimes reist Yeonmi Park um die Welt, um über die Menschen verachtenden Praktiken in ihrem Heimatland aufzuklären. Ihr Buch ist mutig, stark und sehr lesenswert.
Park, Yeonmi, „Meine Flucht aus Nordkorea“ (auch erschienen unter dem Titel: „Mut zur Freiheit: Meine Flucht aus Nordkorea“, OT: In order to Live, aus dem Englischen von pociao, Sabine Herting und Jörg Ingwersen), Goldmann Verlag 2016, 320 S., 9,99€.
Alter Schwede, klingt das krass!
Sicher ein schmerzhaftes Buch. Wie ging es Dir selbst beim Lesen, wenn ich fragen darf?
Liebe Grüße,
Frauke
Liebe Frauke,
ja, die Geschichte voin Yeonmi Park ist schon heftig. Aber ich habe sie definitiv als eine Geschichte der Stärke, des Mutes und eines starken Willens gelesen. Eine Geschichte, bei der man trotz aller Widrigkeiten wusste, dass sie gut ausgehen würde (soweit man das so sagen möchte, denn die Autorin ist ja erst Anfang 20).
Mir ging es sehr gut beim Lesen, ich fand es nicht allzu belastend, besonders auch, weil der Ausblick auf ein gutes Ende ja gegeben war. Das einzige Buch, das mir bisher wirklich zu schaffen gemacht hat, war ,,Vater unser in der Hölle“ von Ulla Fröhling. Aber diese Geschichte ist auch dermaßen geprägt von allen Scheußlichkeiten, die man sich vorstellen kann, dass es kein Wunder war, dass sie sich mir eingebrannt hat.
Liebe Grüße
Jana
PS: Ein Nachtrag: Ich habe das Buch vor etlichen Jahren als Teenager gelesen. Und das auch nur einmal. Ich weiß nicht, wie es heute wirken würde und ob ich den Wahrheitsgehalt dieses Buches immer noch als gegeben annehmen würde.