Comics, Mangas, Graphic Novels: Leider nichts für mich

Comics und Mangas erleben ein Revival. Auch die Buchblogger-Szene bleibt nicht untätig und veröffentlicht neue Besprechungen, Empfehlungen und Eventberichte. Comics, Mangas und Graphic Novels: Auch ich wollte mitmischen. Warum ich es dann aber doch schnell wieder sein ließ.

Comics

Spätestens seit der Serie The Walking Dead spiele ich mit dem Gedanken, mich an Comics zu wagen. Durch die vielen Comic-Verfilmungen, die neben der Action häufig auch Tiefgang nicht vermissen lassen, glaube ich, dass Comics auch für Erwachsene eine lohnende Lektüre sind. Als die TV-Serie The Walking Dead dann schlecht wurde (und zwar so richtig schlecht), verlor sich auch die Lust, zum Comic zu greifen. Dabei sind Serie und literarische Vorlage vermutlich nicht mal besonders nahe beieinander. Währenddessen würden auf den Buchblogs die Comics gefeiert:

Booknapping berichtet seit jeher passioniert über Comics und auch auf Trallafittibooks und sogar bei Tobi von Lesestunden, der sich ansonsten den Klassikern verschrieben hat, erscheint hin und wieder eine Comic-Besprechung.

Ich selbst hab’s dann auch mal versucht. Ganz vorsichtig beim Gratis-Comic-Tag im Mai mit drei Leseproben. Während mir die Geschichte Black Hammer (Superhelden im selbstgewählten Bauernhof-Exil) nicht so zugesagt hat, würde ich den mehrfach preisgekrönten Comic Der freie Vogel fliegt (Thema: chinesische Leistungsgesellschaft) weiterlesen, auch wenn die Leseprobe eigentlich zu kurz war, um schon gut in die Geschichte einzusteigen. Am besten gefallen hat mir damals Ekhö, ein Fantasiefeuerwerk, das ein Paar wider Willen in ein abgedrehtes Paralleluniversum mit noch abgedrehteren Bewohnern setzt. Und trotzdem habe ich mir keinen der Bände gekauft.

Warum war’s dann doch nichts für mich?

Zum einen war das Lesevergnügen für mich zu schnell vorbei. Auch wenn ich wirklich versucht habe, die tollen Zeichnungen zu würdigen, wollte ich doch immer unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht. Das Comiclesen war also eher ein langsames Umblättern als ein versunkenes Betrachten. Das tat mir wiederrum Leid wegen der ganzen Mühe, die die Zeichner in ihre Bilder stecken.

Zum anderen hatte ich den Eindruck, dass Comics in ihrer Komplexität nicht ganz an die Geschichten heranreichen, die ich sonst so gerne lese. Comics sind nicht unterkomplex oder gar inhaltslos, auf keinen Fall. Aber dem Medium ist wohl geschuldet, dass einfach nicht so viele Informationen transportiert werden können, wie auf einer dicht bedruckten Seite Text.

Und dann finde ich, dass Comics für die kurze Lesezeit doch recht kostenintensiv sind. Na klar, in so einem Werk stecken ja auch hunderte Stunden Arbeit. Aber dafür ist es dann ziemlich schnell vorbei. Zumindest, wenn man eher langsam umblättert als intensiv betrachtet.

 

Deshalb bleibe ich vorerst bei den Verfilmungen, die mir gut gefallen. Auch, wenn die möglicherweise deutlich vom Comic abweichen.

 

Graphic Novels

 

In die Welt der Graphic Novels habe ich bislang nur über Besprechungen auf anderen Blogs herein geschnuppert. Sie schienen mir der ausgefeilte, literarischere Comic zu einer existierenden Buchvorlage zu sein. Sogar Klassiker wurden in eine so reich bebilderte Form gebracht, gekürzt, teilweise auch kindgerecht umgeschrieben und damit einem noch breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Weil ich am Gratis-Comic-Tag nicht nur mit Leseproben den Laden verlassen wollte, habe ich mir Der Schatten des Golem gekauft. Die Golem-Legende war erst vor einigen Monaten Ausstellungsthema im Jüdischen Museum Berlin und fasziniert mich seitdem. Schon im Comicgeschäft stellte sich dann aber heraus, dass das Buch wohl kein Graphic Novel, sondern eher eine illustrierte Geschichte war. Die Golem-Legende wurde also auf Textbasis erzählt und durch große, wirklich schöne Farbillustrationen ergänzt. Das Buch hat mich gut unterhalten, ist aber wohl eher für Kinder gedacht. Die Zeichnungen waren eine nette Zugabe, aber auch hier währte das Lesevergnügen nicht einmal einen Abend lang.

 

Ganz anders habe ich es bei Alice im Wunderland empfunden: Hier sind die weltbekannten Illustrationen von John Tenniel einfach untrennbar mit der Geschichte verbunden. Eine Ausgabe ohne diese Zeichnungen käme mir glatt unvollständig vor.

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Mangas

Die japanischen Comics in Buchform sind eine Kindheitsliebe. Ich habe kaum einen Überblick darüber, was heute gerade in ist. Aber über die letzten Jahre habe ich die Geschichten, die ich als Kind mochte, noch in gebrauchter Form ergattern können: Sailor Moon, Wedding Peach, Card Captor Sakura, Ojomajo Doremi, Inu Yasha, Kamikaze Kaito Jeanne und andere Serien von Arina Tanemura.

Aber anders als in Kindheitstagen ist so ein Manga schnell ausgelesen. Außerdem strengt mich neuerdings an, dass ich nach dem nächsten Bild „suchen“ muss, weil die Seitenaufteilung uneinheitlich gestaltet ist. Aber ich bin auch zugegebermaßen aus der Übung. Das habe ich deutlich bei meiner ersten Manga-Lesenacht von Awkward Dangos gemerkt – da war ich nach nur einem Manga hundemüde. Trotzdem werde ich wieder mitmachen, denn es hat Spaß gemacht.

Die Geschichten und Zeichnungen finde ich immer noch „süß“, aber viel mehr eben auch nicht. An neueren, erwachseneren Mangas habe ich derzeit gar kein Interesse (Ausnahme Death Note, der hat mich sofort gepackt); es ist wohl eher ein Schwelgen in Magical Girl-Erinnerungen, das vom Nostalgie-Faktor lebt.

Fazit

Comic, Graphic Novel, Manga – spannende Formate, die zu recht einen großen Leserkreis haben und anschaulich eine Vielzahl von Geschichten erzählen. Nach meinen ersten Gehversuchen habe ich aber auch gemerkt: Sie sind ziemlich kurzweilig. Wenn ich genau darauf Lust habe, ist das perfekt. Aber meist möchte ich beim Lesen in eine Geschichte eintauchen, die mich über Tage begleitet – und nicht nur eine gute Stunde lang.

Wie seht ihr das? Schreiben eure Stammblogger oder ihr selbst auch vermehrt zu Comics und Mangas? Lest ihr selbst welche oder bleibt ihr wie ich der „altmodischen“ Literatur verhaftet?

24 Gedanken zu „Comics, Mangas, Graphic Novels: Leider nichts für mich

  1. Da kann man wohl wenig machen..? Es gibt ein paar experimentelle Comics, die der Comichändler immer parat hat. Ich finde, die (großen) Bibliotheken tragen auch zu einem großen Angebot bei.

    1. Comics in der Bibliothek auszuleihen ist eine gute Idee! Ich werde demnächst mal stöbern gehen, habe aber ein wenig Sorge, dass die Bücher und Hefte arg abgegriffen sein werden. Mal sehen!

  2. Ich teile dein Fazit. ? Es gibt ganz oft Mangas und Comics deren Thema mich anspricht, aber ich kann mit dieser Erzählform leider nicht richtig viel anfangen. Obwohl ich Illustrationen unheimlich liebe, nur eher als Begleiterscheinung, nicht als tragendes Erzählelement. Mir fehlt da immer die tiefere Wirkung die Romane bei mir auslösen, die vielen sprachlichen Details und Worte die unter die Haut gehen. Auch erscheint mir die Handlung oft zu sprunghaft. Ein bisschen schade finde ich es schon, dass Ich Mangas/ Comics nicht mehr so genießen kann, aber es gibt auch hin und wieder Ausnahmen. „Y: The Last Man“ finde ich nach wie vor großartig und manchmal, wenn mich eine Inhaltsangabe oder ein Zeichenstil wirklich neugierig machen, dann riskiere ich es eben doch nochmal.

    Liebe Grüße,
    Sam

    1. Hallo Sam,
      gerade bei Mangas geht es mir genauso. Von den Geschichten, die ich besonders mag, habe ich mir Artbooks besorgt: Die kommen vollständig ohne Geschichte aus, eher Bildbände mit Hintergrundinformationen zur Entstehung der Bilder.
      Bei Romanen schaffen es gute Autoren, dass nur ein einziges Wort, ein scheinbar achtlos dahin geworfener Nebensatz Gänsehaut verursacht. Den Effekt kenne ich bei Comics nicht und das ist es wohl auch, was mich bei den Romanen hält.

      ,,Y“ kenne ich gar nicht, aber jetzt hast du mich neugierig gemacht. 🙂

      Viele Grüße
      Jana

  3. Hallo Jana,

    mir geht’s wie Dir – eher danke nein. Ausnahmen sind Asterix und der eine oder andere Klassiker als Comic für den Unterricht – das finde ich ganz witzig.

    Liebe Grüße
    Niamh

    1. Hallo Niamh,
      ja, Asterix-Comics im Latein-Unterricht! Ansonsten hatte ich in der Schule gar keine Berührungspunkte mit Comics. Zum Ende der Schulzeit war dann Karikaturen interpretieren ,,in“; die kommen noch am nächsten an Comics ran. Schade eigentlich, denn gerade die älteren belgischen und französischen Comics würden sich bestimmt gut zum Sprachlernen anbieten.
      Viele Grüße
      Jana

  4. Hallo Jana, für mich ist die Priorität ganz klar der klassische Roman! Graphic novel finde ich von der zeichnerischen Seite her sehr stark, allerdings fällt es mir schwer Bild und Text gleichermaßen zu verfolgen… Die Bilder lenken vom Text eher ab..
    Bei den Comics bin ich bei Asterix stehengeblieben?… den liebe ich allerdings immer noch.
    Liebe Grüße
    Gabi

    1. Hallo Gabi,
      mit Asterix sollte uns damals die lateinische Sprache näher gebracht werden und ich finde die Idee immer noch ziemlich charmant. Da machte alles gleich viel mehr Spaß und grob kannte man die Geschichten auch schon vorher. Ich kenne nicht viele der Comics, aber die Filme habe ich als Kind sehr gemocht.
      Ansonsten geht es mir wie dir: Die Bilder lenken mich häufig eher ab.
      Viele Grüße
      Jana

  5. Prinzipiell lese ich eigentlich fast nur Romane. Obwohl ich von Comics und Graphic Novels nicht abgeneigt bin. Das einzige was mich vom Lesen von Comics abbringt sind die Preise. Denn so ein Comic ist natürlich sein Preis wert. Die Gestaltung und die Arbeit dahinter sind sehr aufwändig. Aber wenn ich dann die Wahl habe, den gleichen Preis für eine Roman zu bezahlen und der mich über viele Stunden hinweg begleitet, dann Entscheid ich mich doch letztendlich immer für den Roman.

  6. Mit Mangas oder Graphic Novels konnte ich mich bisher auch nicht wirklich anfreunden. Und auch bei den „klassischen“ Comics ist mein Interesse bei denen geblieben, die ich in meiner Kindheit gelesen habe: Asterix, Tim und Struppi, die Duck-Comics von Don Rosa.
    Dass solche Formate momentan so im Kommen sind, find ich interessant. Was glaubst du, was der Grund dafür sein könnte?

    1. Hallo Flo,
      ich habe als Kind fast gar keine Comics gelesen, hin und wieder Mangas, aber die klassischen Comics sind erst mit den Marvel- und DC-Verfilmungen in meinen Blick geraten.

      Ich habe den Eindruck, dass einige langfährige Comicleser in der letzten Zeit begonnen haben, Comics auch auf ihren Buchblogs stärker in den Fokus zu rücken. Das geht Hand in Hand mit einer stärkeren Werbung der Comic- und Mangaverlage, die jetzt Buchblogger für eine potenzielle Zusammenarbeit zu entdecken scheinen. Ich glaube auch, dass die Manga- und Animefans eine ziemlich große Community sind, die jetzt über die Buchbloggerforen wie das #litnetzwerk und verschiedene Facebook-Gruppen in den reinen Literaturblogbereich vorgedrungen sind. Außerdem sind so Hypes ja auch ansteckend, ich entdecke Comics und Mangas, die sehr gelobt werden, oft gleich darauf auf anderen Blogs.

      Vielleicht kann man auch tiefgründigere Erklärungen finden und behaupten, dass es eine Art Rückzug von gesellschaftlichen Problemen darstellt, sich in Bilderwelten entführen zu lassen. Oder gerade im Gegenteil gesellschaftliche Probleme in Bildmedien besonders prägnant transportiert werden und sich deshalb jetzt größerer Beliebtheit erfreuen. Ich werde dazu mal auf Twitter unter Comic- und Manga-Lesern recherchieren. 😉

  7. Hi Jana,
    das ist ja genau mein Thema hier 😉 Neulich habe ich ja auch mal darüber geschrieben, dass ich mich mit Graphic Novels und Comics schwer tue. Oftmals ist es die Erzählweise, die ich dort nicht so filmisch, immersiv oder nachvollziehbar finde wie bei Manga – dort ist es wie in einem Film, mit sehr gezielt gewählten Einstellungen, während Comic und Graphic Novel oftmals auf einen „Effekt“ setzen, aber nicht auf Nachvollziehbarkeit. Und wenn es nicht die Erzählweise ist, dann ist es oftmals der Zeichenstil, der mich total rausbringt und nicht anspricht.
    Allerdings lese ich auch vorrangig Manga und Romane bzw. Sachbücher. Graphic Novels und Comics setzen sich bei mir schwer durch, deswegen die weniger. Als Mangafan und damit Fan von gezeichneten Erzählungen möchte ich aber trotz deiner Erfahren noch dafür plädieren: gib Storys eine Chance. Es gibt denke ich in jedem Bereich eine Vielzahl an Genres, Stilen und Erzählungen. Da stehen die bebilderten Geschichten den konventionell geschrieben in nichts nach. Man muss nur danach suchen bzw sie finden. Ich kann dir beispielsweise sehr die Manga des Zeichners Naoki Urasawa oder Jiro Taniguchi empfehlen. 🙂
    Liebe Grüße

    1. Hallo Stefanie,
      dein toller Beitrag ist mir tatsächlich durchgerutscht, danke für den Hinweis. Ich habe auch als Teenager mit Mangas angefangen und wurde erst in den letzten beiden Jahren auf Graphic Novels und Comics aufmerksam. Hatte auch viel mit dem Erscheinen der darauf basierenden Serien zu tun. Mittlerweile habe ein paar mal lose bei der Manga-Lesenacht (https://awkward-dangos.blogspot.com/p/lesenachte.html) mitgemacht, um meinen Mangastapel (alles Serien aus den 90ern und frühen 00er Jahren 😉 ) abzubauen. Das läuft medium gut, denn ich schlafe nach spätestens zwei Mangas ein – die sind irgendwie doch anstrengender zu lesen als Romane. Naoki Urasawa oder Jiro Taniguchi schaue ich mir auf jeden Fall mal an; im Moment hält mich noch ganz der Charme gefangen, alte Serien aus dem Fernsehen in der Manga-Vorlage zu entdecken.
      Viele Grüße!

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