Wir haben doch alle Meinungen zu bestimmten Büchern – nur will sie oft keiner hören. Wie gut, dass man beim „Das hat dieses Buch absolut nicht gebraucht!“-Tag mal seinen Senf in den Äther geben kann.
Gefunden habe ich diesen Tag bei The Sassy Library Fox, ursprünglich stammt er vom Youtube-Kanal Books with Emily Fox. Die Fragen habe ich ins Deutsche übersetzt; vielleicht hat ja auch die deutschsprachige Buch-Community Lust, mitzumachen. 😊
Dieses Buch
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… hätte absolut keinen Nachfolgeband/keine Nachfolgebände gebraucht
Die Millennium-Trilogie von Stieg Larsson, die insbesondere durch ihre Verfilmung bekannt wurde und das Thriller-Genre für mich absolut zerstört hat, weil ich danach nie wieder so etwas Gutes gefunden habe. Die Buchreihe war noch nicht abgeschlossen, die offen gebliebenen Fragen am Ende des dritten Bandes konnte der Autor Larsson durch seinen frühen Tod im Jahr 2004 nicht mehr beantworten.
Bestimmt geht es mir das anders als vielen anderen LeserInnen, aber für mich war die Reihe mit dem Tod des Autors abgeschlossen und ich verfolge die Neuerscheinungen von David Lagercrantz, der sich der Reihe angenommen hat, nicht mehr.
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… hätte absolut nicht mehr als eine Erzählperspektive gebraucht
Grundsätzlich alle Reihen, bei denen durch einen schmalen Band aus einer anderen Perspektive noch mehr Geld eingespielt werden soll – ohne, dass es der Geschichte dient. Bei Twilight und Fifty Shades of Grey habe ich den starken Eindruck, dass der Wechsel der Erzählperspektive dem Kommerz geschuldet war und für die Story absolut keinen Mehrwert hatte.
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… hätte absolut keinen Coverwechsel mitten in der Reihe gebraucht
Die The Expanse-Reihe wechselt in der englischen Ausgabe mittendrin die Formatgröße. Das ist ja wohl absolut unnötig. Haben die denn niemanden im Verlag, der sich mal anschaut, wie das im Regal aussieht? Ich bin grundsätzlich nicht eitel, was meine Bücher angeht und kaufe auch schon mal die eine oder andere zerlesene Taschenbuchausgabe, wenn das Buch ansonsten vergriffen ist. Aber bei einer Reihe, die gerade neu erscheint, kann man doch ein bisschen aufs ästhetische Erscheinungsbild achten. Das muss doch auch was hermachen im Regal!
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… hätte absolut kein Liebesdreieck gebraucht
Das Liebesdreieck ist sowieso eine ziemlich unnötige Erfindung, oder? Ich habe oft das Gefühl, dass hier eine komplizierte Liebesbeziehung das Fehlen anderweitiger Handlung überdecken soll.
Ganz anders – und daher noch unnötiger – kam es mir bei „Die Tribute von Panem“ vor. Eine junge Frau versorgt ihre Familie allein und wird die Ikone einer landesweiten Revolution. Ihr dann noch ein Love-Triangle aufs Auge zu drücken, empfand ich als unnötige Anbiederung an eine vermeintlich Liebesdreieck affine Zielgruppe.
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… hätte dieses Buch in seiner Reihe absolut nicht gebraucht
Oh, hier muss ich leider die Widerstands-Trilogie der schwedischen Autorin Louise Boije af Gennäs nennen. Den ersten Band der Thriller-Reihe mit dem Titel „Blutblume“ fand ich sehr gut, der zweite Band „Scheintod“ kam wie ein Lückenfüller daher, um die Reihe zur Trilogie zu machen und brachte die Gesamthandlung nicht richtig voran. Immer noch unterhaltsam zu lesen, aber ich bin mir sicher, dass der Abschlussband „Feuerdrache“, der im August 2020 erscheint, diesen schwächeren zweiten Band toppen wird.
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… hätte absolut keinen Cliffhanger gebraucht
Ich habe schon ewig kein Buch mehr mit Cliffhanger gelesen. Ich bin zu alt für so viel Aufregung. 😉 Den letzten Cliffhanger hatte ich in Uwe Eckardts Fantasy-Roman „Die Savanten“. Ein richtig fieser Cliffhanger, aber das Buch wird als Sammelband zusammen mit dem Nachfolger „Drachenstimme“ unter dem Titel „Die Saat des weißen Drachen“ verlegt, sodass ich nach dem Cliffhanger ohne große Aufregung gleich umblättern konnte.
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… hätte absolut mehr als nur eine Erzählperspektive gebraucht
Little Women von Louisa May Alcott! Zum Glück bin ich auf das Buch der Pulitzer-Preisträgerin Geraldine Brooks gestoßen, die mit der Erzählperspektive von Little Women offenbar auch unzufrieden war. Sie hat den grandiosen Roman „March“ herausgebracht, der die Erlebnisse des im Original abwesenden Familienvaters aus dessen Sicht beschreibt. Das Buch war so viel spannender, tiefgehender, kritischer und interessanter als Little Women, aber immer noch eine Hommage an den Klassiker.
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… hätte absolut keinen so großen Hype verdient
Harper Lees „Gehe hin, stelle einen Wächter“ hat wohl nur so einen Hype ausgelöst, weil das erste und einzige Buch der Autorin „Wer die Nachtigall stört“ ein absoluter Klassiker und eben seit Jahrzehnten das einzige Buch der Autorin ist. Mit der Qualität des dann aufgetauchten Manuskriptes hatte der Hype meiner Meinung nach aber wenig zu tun, denn die reicht bei Weitem nicht an „Wer die Nachtigall stört“ heran.
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… hätte absolut keine verwandtes-Buch-Empfehlung bekommen sollen (z.B. Wem die „Die Tribute von Panem“ gefallen hat, wird „Divergent“ mögen)
Ich finde immer den Vergleich zwischen „Der Herr der Ringe“ und George R. R. Martins „A Song of Ice and Fire“ schwierig. Ich mag beide Geschichten, aber bis auf den Punkt, dass beide in einem mittelalterlichen, fantastischen Setting angesiedelt sind, haben sie kaum was gemein.
Madame Writer hat das in ihrem Beitrag schön auf den Punkt gebracht. Sie schreibt, dass Tolkiens Geschichte davon handelt, Widrigkeiten zu begegnen und das Böse zu besiegen. George R. R. Martins Reihe hingegen sei eine komplizierte Betrachtung der menschlichen Natur und deren Hang, sich von Macht korrumpieren zu lassen. Zwei völlig unterschiedliche Blicke auf die Welt also. Dem kann ich mich anschließen.
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… hat meine Zeit absolut nicht verdient
Leider „Licht und Zorn“ von Lauren Groff. Ich habe mich vom Aufkleber „Barack Obamas Lieblingsbuch“ ködern lassen, aber das Buch war sowohl inhaltlich als auch was Aufbau und Schreibstil angeht, gar nicht mein Fall.
Andere Stimmen zu „Das hätte dieses Buch absolut nicht nötig gehabt“:
Madame Writer Blog (englisch)
My World of Books (englisch)
Habt ihr Lust, mitzumachen? Schreibt gern in die Kommentare oder nehmt gleich alle Fragen mit:
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- … hätte absolut nicht mehr als eine Erzählperspektive gebraucht
- … hätte absolut keinen Coverwechsel mitten in der Reihe gebraucht
- … hätte absolut kein Liebesdreieck gebraucht
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- … hätte absolut keinen Cliffhanger gebraucht
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- … hätte absolut keinen so großen Hype verdient
- … hätte absolut keine verwandtes-Buch-Empfehlung bekommen sollen (z.B. Wem die „Die Tribute von Panem“ gefallen hat, wird „Divergent“ mögen)
- … hat meine Zeit absolut nicht verdient
Ha, wieder ein sehr witziger Tag, danke fürs teilen. 🙂 „Gehe hin, stelle einen Wächter“ zählt auch zu meinen wohl verstrahltesten Leseerlebnissen. Damals dankbarerweise in einer Leserunde, sodass wir im Kollektiv empört sein konnten. XD
Ich bin ja ehrlich hin- und hergerissen, ob ich auch zu allen Fragen dieses TAGs antworten hätte…
Nach „Wer die Nachtigall stört“ war ich sehr irritiert vom zweiten Buch. Schön zu lesen, dass es dir genauso ging. Ich hab es tatsächlich auch nie weiterempfohlen und obwohl mir „Wer die Nachtigall stört“ gefallen hat, habe ich seitdem viele Bücher zum Thema Rassismus/Sklaverei (vor allem own voices)kennen gelernt, die ich eher empfehlen würde. 🙂
Probier dich gern aus! Bei mir war es so, dass ich insbesondere klare Meinung zu Büchern hatte, die ich gar nicht auf dem Blog besprochen habe. XD