[SciFi] Peter Newman: The Vagrant (2015)

Originell, ungewöhnlich und gory: Die Welt von „The Vagrant“ ist verstörend verkommen.

The Vagrant Peter Newman

Nachdem ich von den Assassinen-Nonnen in der „Book of the Ancestor“-Fantasy-Trilogie von Mark Lawrence recht begeistert war, habe ich mich entschlossen, es noch weiter abseits des Fantasy-Mainstreams zu probieren und bin so auf eine Empfehlung von Elli vom Blog Wortmagie hin auf das bisher nur in englischer Sprache erschiene „The Vagrant“ von Peter Newman gestoßen.

Inhalt

Auch bei „The Vagrant“ handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie. Der „Vagrant“, eine Art stummer, mysteriöser Landstreicher wandert gemeinsam mit einem Baby (!), einer Ziege (!) und einem riesigen, singenden Schwert an seiner Seite durch ödes Land. In seiner postapokalyptischen Welt haben sich die verbleibenden sechs gottähnlichen Geschöpfe nach dem Tod eines ihrer Mitgötter zurückgezogen und die Welt Dämonen überlassen, die einem riesigen Riss im Erdinnern entstiegen sind. Der mächtigste Dämon hält den Körper des ehemaligen Gottes besetzt und schwingt durch eine Art klebrige Gedankenkontrolle zum Herrscher auf. Seine Gegenspielerin „the Uncivil“ schafft sich ein Heer aus Untertanen durch „Modifikationen“, was im Klartext heißt, dass sie Kranken die Körperteile Verstorbener anflanscht.

“In panic the Uncivil’s Half-alive men shrug off their robes, revealing bodies ravaged by extreme surgery, grafted dean limbs reanimated, original parts reworked, joint altered, muscles rewired, augmentations gifted by the Uncivil in exchange for service.”

S. 98

In all dem Chaos versucht der „Vagrant“ mit wechselnden Begleitern, Schwert und Baby sicher zurück in den Hort der Götter zu bringen.

Meinung

Besonders ansprechend in der Geschichte des „Vagrant“ ist, dass Autor Peter Newman trotz der sehr klassischen Heldenreise-Geschichte (im wahrsten Sinne des Wortes, der Landstreicher wandert den ganzen Roman hindurch) nicht den einen klassischen Antagonisten konzipiert. Sein Protagonist kämpft nicht gegen das personifizierte Böse, sondern hat es mit einer ganzen Riege von Ungeheuerlichkeiten zu tun, die Einfluss auf seine Welt nehmen, dabei letztlich aber immer ungreifbar bleiben und sich zudem auch gegenseitig bekriegen. Die Dämonen handeln mehr als Mächte, denn als Figuren, auch, wenn sie sich zur Umsetzung ihrer Ziele solcher bedienen. Die vermeintlich „Guten“ stellen sich dann auch als problematische Fraktion heraus, was ein nachvollziehbares „Wir gegen die Welt“-Gefühl des Protagonisten und seiner Wahlfamilie kreiert.

Ungewöhnliche Figurenkonstellation

Der namenlose „Vagrant“ erinnert mit seiner stummen, stoischen Art sehr an Pedro Pascals Figur in „The Mandalorian“. Die einzigen Zeichen der Zuneigung zeigt er dem Baby, das er mit seinem Leben beschützt. Die Ziege dient definitiv als Comic Relief und taugt hin und wieder für einen Gag in der ansonsten wirklich verstörend verkommenden Welt von „The Vagrant“.

Es war nicht zuletzt auch die ungewöhnliche Figurenkonstellation aus stummem Helden, hilflosem Baby und störrischer Ziege, aufgrund derer ich mich für „The Vagrant“ entschieden habe. Die Aufstellung funktioniert aufgrund ihrer Neuartigkeit anfangs gut, stößt jedoch schnell an ihre Grenzen, da niemand mit dem anderen spricht (oder im Fall von Baby und Ziege sprechen kann). So ist es unumgänglich, neue Figuren hinzuzufügen, die versuchen, ein bisschen Licht in die Herkunftsgeschichte des Landstreichers zu bringen. Auch durch die regelmäßigen Rückblenden erhalten wir eine Ahnung davon, wie der Protagonist zu seinem Schwert kam und seine Stimme verlor. Dass die begleitenden Figuren jedoch anfangs direkt wieder abgeräumt werden, sobald ein Kapitel endet, empfand ich als vorschnell und unnötig grausam.

Grausam und verstörend verkommen

Die Grausamkeit und völlige Hoffnungslosigkeit in der Welt von „The Vagrant“ lässt mich auch überlegen, ob ich die beiden Folgebände „The Malice“ und „The Seven“, die hier schon bereitliegen, wirklich lesen möchte. Peter Newman spart einfach nicht mit „Gore“, überall trieft und tropft es, türmen sich Leichen und verrotten Körperteile. Obwohl mir die eine oder andere eklige Feinheit aufgrund der englischen Sprache (dankenswerter Weise) vielleicht verloren gegangen ist, war ich am Ende des Buches froh, die fliegenden, mit ausgepuhlten Augen bestückten Brustkörbe und andere Kreationen erstmal hinter mir lassen zu können.

Fazit

„The Vagrant“ ist der Auftakt einer Heldenreise-Trilogie zwischen Fantasy und Sciencefiction, die mit einer ungewöhnlichen Figurenkonstellation aufwartet, dabei aber nicht mit Ekelmomenten spart. Muss man mögen.


Peter Newmann, The Vagrant, Harper Voyager 2015, 406 S.

Weitere Meinungen zu The Vagrant bei

Wortmagie Blog hat The Vagrant begeistert.

 

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