Wie schon in „Altes Land“ erzählt Dörte Hansen vom vermeintlich beschaulichen Dorfleben damals und heute. Doch an ihren Debütroman mit den liebenswert-schrulligen Figuren reicht „Mittagsstunde“ nicht heran. Worum geht’s? Ingwer Feddersen arbeitet als Archäologe an der Kieler Universität. Er nutzte die erstbeste Gelegenheit, um dem Dorfleben und seiner schwierigen Familiengeschichte zu entkommen. Seine Lebenssituation in […]
Theodor Fontane: Frau Jenny Treibel (1893)
Frau Jenny Treibel ist ein Roman, in dem es in weiten Teilen nicht um Frau Jenny Treibel geht.
Karen Duve: Fräulein Nettes kurzer Sommer (2018)
Annette von Droste-Hülshoff ist eine Nervensäge. Niemand weiß das besser als ihre unüberschaubar große Familie. Besonders den Herren der Schöpfung geht sie auf den Geist, denn sie will mit ihren Gedichten einfach keine Ruhe geben und mischt sich in Männergespräche ein, statt blöde vor sich hin zu schweigen. Das allein ist schon ein Skandal. Dann […]
[Leserunde] Dostojewskij „Verbrechen und Strafe“ (1866) – Zwischenfazit
Tod, Leid und Elend – die Dostojewskij-Leserunde führte mich bisher in die dunkelsten Ecken Sankt Petersburgs. Warum das Lesen trotzdem Spaß macht. Hier geht’s zum zweiten Teil des Beitrags. Kurzfristig durfte ich mich der Leserunde von Miss Booleana, voidpointer und Phantásienreisen zu Fjodor Dostojewskijs bekanntestem Roman „Verbrechen und Strafe“ (in älterer Übersetzung auch „Schuld und […]
Tara Westover: Befreit. Wie Bildung mir die Welt erschloss (2018)
Auf das Erscheinen dieses Buches von Tara Westover habe ich gespannt gewartet und dann mit angehaltenem Atem gelesen: Die unglaubliche Geschichte einer Frau, die mit 17 Jahren zum ersten Mal den Fuß in einen Unterrichtsraum setzt und schon mit Anfang 30 auf einen beeindruckenden akademischen Werdegang zurückblicken kann. Cambridge, Harvard – und das alles mit […]
Joseph Roth: Radetzkymarsch (1932)
Das erste richtige Scheitern auf der Klassiker-Mission. Mit Joseph Roths Epos wurde ich auch im dritten Anlauf nicht warm. Der Plan: ein paar Jahre ins Land ziehen lassen und dann, wenn einmal so viel Zeit und Muße ist, einen neuen Versuch wagen. Die Geschichte vom Niedergang der k. und k. Monarchie war in der Hörbuchfassung […]
Elif Shafak: Der Geruch des Paradieses (2016)
Zwischen Meeresfrüchten und Pralinen im Kreise der Istanbuler High Society stellt sich die dreifache Mutter Peri nur eine Frage: Wo ist Gott? Aufgewachsen zwischen tiefreligiöser Mutter, kemalistischem Vater, marxistischen und nationalistischen Brüdern, beginnt schon als Kind über philosophische Fragen nachzudenken. Von klein auf treibt sie die Frage um, warum Gott, so es ihn oder sie […]
Sex and the City Anfang der Dreißiger? Irmgard Keun: Das kunstseidene Mädchen (1932)
Die achtzehnjährige Doris liebt das Leben und die Männer. Deshalb zieht es sie aus der mittleren Stadt nach Berlin. Wenn nur das Ankommen nicht so schwierig wäre! Wenn man doch eine Ausbildung und Geld in der Tasche hätte! Aber wozu gibt es die Männer, die einem Restaurantbesuche und auch sonst so einiges spendieren? Ist das […]
Brochmann/Støkken Dahl: Viva la Vagina! (2018)
Titel und Cover sind echte Hingucker im Sachbuchprogramm der ersten Jahreshälfte. Umso erfreuter war ich, als sich das Sachbuch über den weiblichen Unterleib auch beim Lesen als informativ, verständlich und unprätentiös herausstellte.
Ibram X. Kendi: Gebrandmarkt (2017)
Letztes Jahr habe ich Hochgeschwenders „Geschichte der Amerikanischen Revolution“ gelesen. Das Buch hat mir gut gefallen, ich fand es informativ. Doch es erzählt ausschließlich die Geschichte des weißen Amerikas. Zwar gibt es ab und an Einschübe über die Kriege gegen Ureinwohner, doch ein Thema findet keinerlei Beachtung: Die Sklaverei, die durch die Europäer in Nordamerika […]