[Leserunde] #Ecolesen: Abschluss und Fazit

Beitrag 5
In welchem die Leserunde zum Abschluss gebracht, Resümee gezogen und „Der Name der Rose“ endgültig zugeschlagen wird.

Mit „Der Name der Rose“ hat auf dem Wissenstagebuch-Blog die erste Leserunde überhaupt stattgefunden. Und wisst ihr was? Ich würde es wieder tun! Der Austausch hier und auf Twitter und das Lesen eurer eigenen Blogbeiträge hat den Roman für mich zu einem größeren Vergnügen gemacht.

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Schön war auch, hin und wieder zu lesen, dass ich nicht die einzige war, die zeitweise einen Durchhänger hatte. Manch ein Monolog schien tatsächlich schier endlos zu sein. Gerade die Mitte des Romans empfand ich als zäh – und das, obwohl massenhaft Mönche starben. Wohl abgehärtet durch zu viele skandinavische Thriller… An dieser Stelle habe ich das Buch für eine gute Woche zur Seite gelegt und die Geschichte auch nicht sonderlich vermisst. Gen Ende nahm sie dann aber so schnell Fahrt auf, dass ich die letzten drei Kapitel in einem Rutsch durchgelesen habe. Das hat auch mein Gesamtbild des Romans geprägt: Das Durchbeißen lohnt sich; wer aber gar keinen Spaß an philosophischen oder rein theologischen Diskursen und an historischen Abhandlungen hat, den wird Eco über mehrere hundert Seiten wohl schlicht langweilen. Bei mir war das Grundinteresse da (Ich gebe zu: Eine Eskalationsstufe war beim Beitrag über mittelalterliche Ketzergruppierungen erreicht…) und ich hatte oft das Gefühl, dass Eco uns Lesern „zuzwinkert“, wie Niamh von BritLitScout es ausgedrückt hat. Manchmal hat es der Autor aber sogar für meinen Geschmack übertrieben; gerade die Figur des alten Ubertin von Cassale ist mir als geschwätzig und latent übergriffig im Gedächtnis geblieben.

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Quelle: pixabay.com

Die Figuren waren fein ausgearbeitet; es hat Spaß gemacht zu lesen, wie Eco in einer äußerlich kaum unterscheidbaren Schar von mittelalterlichen Kuttenträgern die verschiedensten Charaktere und Lebenswege aufleben lässt.
Die Morde, die man sofort mit Ecos Geschichte in Verbindung bringt, waren zwar schrecklich wie eine waffenstarrende Heerschar, machten für mich aber nicht die Essenz des Romans aus. Im Gegenteil, die täglichen Morde waren einfach die Rahmenhandlung, die mit viel Philosophie und Kirchengeschichte gefüllt wurde. In diesem Zusammenhang habe ich den Anhang mit Worterklärungen und Übersetzungen aus dem Lateinischen sehr schätzen gelernt. Auch die Abbildung der Abtei hat meinem Vorstellungsvermögen auf die Sprünge geholfen. Ich bin gespannt darauf, mir jetzt endlich die Verfilmung anzuschauen. „Der Name der Rose“ war bestimmt nicht mein letzter Roman von Umberto Eco.

Herzlichen Dank allen Mitlesenden und besonders den TeilnehmerInnen der Leserunde. Ihr habt die Höhen des Romans höher und die Tiefen nicht allzu tief gemacht. Ich hoffe, ihr hattet ebenso viel Spaß wie ich.

 

Alle Beiträge zur Leserunde hier auf dem Blog

1/6 [Leserunde] #Ecolesen: Ankündigung

2/6 [Leserunde] #Ecolesen: Der erste Eindruck

3/6 [Leserunde] #Ecolesen: Die Geschichte nimmt Fahrt auf

4/6 [Leserunde] #Ecolesen: Dem Ende entgegen

5/6 [Leserunde] #Ecolesen: „Ketzer“-Gruppierungen im Überblick

6/6 [Leserunde] #Ecolesen: Abschluss und Fazit

 

19 Gedanken zu „[Leserunde] #Ecolesen: Abschluss und Fazit

  1. Nächstes Mal wäre ich gerne dabei. Ich liebe Ecos „Der Name der Rose“ hab es richtig oft gelesen und hab eure Leserunde sehr interessiert verfolgt. Bin schon gespannt was du als nächstes Buch vorschlägst, vielleicht bin ich dann dabei 🙂

    1. Ich würde mich freuen. Es war interessant, mal etwas Erfahrung mit der Organisation einer Leserunde zu sammeln und ich freue mich immer noch, dass sich so viele MitleserInnen für den Roman gefunden haben. Ob das nächste Buch wieder ein Eco wird, weiß ich noch nicht. Gern aber wieder zu einem ,,Klassiker“, da fällt das Lesen gleich viel leichter. Vielleicht zum Ende des Jahres? Ich bin auch für Vorschläge offen. 😉

    1. Wie schön, dass du mitgelesen hast. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass diese Vielzahl von Artikeln zum immer gleichen Buch eher Leser verschreckt hat… Die nächste folgt bestimmt. Voraussichtlich aber erst nach den Examensprüfungen gegen Ende des Jahres. Wenn du dann noch Lust hättest, würde ich mich freuen und schon mal durch mein Bücherregal stöbern. 😉

  2. Ich glaube, wenn man den Roman noch frisch im Kopf hat, wirkt der Film ein wenig wie eine Schmalspurversion, obwohl er grundsätzlich nicht schlecht ist. Ich meine, dass die Auflösung auch ein wenig anders ist.

    „wer aber gar keinen Spaß an philosophischen oder rein theologischen Diskursen und an historischen Abhandlungen hat, den wird Eco über mehrere hundert Seiten wohl schlicht langweilen.“

    Das ist der Punkt. Wenn man so etwas mag, ist Eco großartig, ansonsten natürlich das Gegenteil 😉

    Ich bin mal gespant, wie Dir das Pendel gefallen wird.

    1. Den Film schaue ich mir demnächst auf jeden Fall an. Ich war etwas erstaunt, dass er bei den großen Streaming-Anbietern als Klassiker gar nicht frei verfügbar war. Gut, als nächsten Eco dann ,,Das Pendel“! Wobei ,,Der Name der Rose“ der einzige Eco-Roman auf meiner Klassiker-Leseliste war. Alles darüber hinaus ist dann reinstes Vergnügen. 😉

  3. Hallo Jana,

    es hat sehr großen Spaß gemacht mitzulesen, vielen Dank für die Einladung und diesen feinen Rückblick. Ich bin schon gespannt, was Du für die nächste Runde aussuchst (Thomas Mann? Carlos Ruiz Zafón?) und bin gerne wieder dabei, auch wenn ich diesmal noch etwas nachhinke.

    Liebe Grüße
    Niamh

    1. Hallo Niamh,

      schön, dass du so aktiv dabei warst. Mir hat der Austausch großen Spaß gemacht!
      Für die nächste Leserunde – vielleicht gen Ende des Jahres? – habe ich noch keinen festen Plan. Ein wenig liebäugle ich mit García Márquez‘ ,,Hundert Jahre Einsamkeit“, von dem ich schon so oft gehört, es selbst aber noch nicht einmal angelesen habe. Ich scoute mal nach ein paar geeigneten Werken und stelle sie kurz vor, vielleicht ergibt sich dann ja ein Stimmungsbild.

      Viele Grüße
      Jana

      1. Hallo Jana,
        bei „Hundert Jahre Einsamkeit“ wäre ich sofort dabei, aber ich bin sicher, es gibt noch vieles Andere, das ebenso spannend wäre.
        Bin auf jeden Fall schon gespannt was es wird.

        Liebe Grüße
        Niamh

  4. Mir hat die Leserunde auch viel Spaß gemacht und ich währe bei einer weiteren dabei. Danke für die Organisation.
    Das Buch gefiel mir insgesamt, trotz mancher Durchhänger gut. Ich hoffe, dass ich es schaffe in den nächsten Tagen mein Fazit zu schreiben, aber ich habe zurzeit ziemlich viel zu tun.
    Ich gebe dir recht, dass die letzten 3 Kapitel fantastisch waren. Da habe ich einige Stellen mehrmals gelesen.

    LG
    Elisa

    1. Hallo Elisa,
      schön, dass du dabei warst! Ich habe das Buch auch unter ,,insgesamt gut“ verbucht, vielleicht auch gerade, weil es ein wenig Durchhaltevermögen erfordert hat. Die einzelnen Kapitel waren aber, zumindest was den Spannungsbogen betrifft, deutlich von unterschiedlicher Qualität, das Ende dann wirklich rasant.
      Bei mir wird es mit einer Leserunde leider auch erst wieder gegen Ende des Jahres was. Ich suche nach geeigneten Büchern und hoffe, wir können uns wieder auf eines verständigen. Ich würde mich freuen. 🙂
      Viele Grüße
      Jana

  5. Schönen guten Abend ?
    Es ist schon eine Weile her, dass ich den Roman gelesen habe, aber ich meine mich zu erinnern, dass er mir damals gar nicht gefallen hat. Mir ist es allerdings schon des Öfteren passiert, dass sich eine negative Wahrnehmung nach nochmaligem Lesen geändert hat. Und wenn man ein Buch gemeinsam mit anderenliest, bekommt man noch einmal andere Perspektiven aufgezeigt, der Austausch ist ja gerade das tolle an der Buch-Community.
    Auf jeden Fall toll, dass ihr ein positives Fazit aus der Leserunde zieht.
    Buchige Grüße
    Christina von booksnstories

    1. Guten Tag, Christina,
      bei mir ist es mit der Wahrnehmung eher anders herum: Bücher, die übe riene lange Zeit mit Glanz behaftet waren, sind bei nochmaligem Lesen gar nicht mehr so kreativ, intensiv oder besonders. Leider ist das häufig bei Jugendbüchern, die ich früher toll fand, so. Deshalb bin ich jetzt vorsichtiger, was nochmaliges Lesen angeht.
      Viele Grüße
      Jana

      1. Jugendbücher sind von der Wahrnehmung her auch sehr vom eigenen Alter abhängig, bei „Erwachsenenliteratur“ hat man einfach eine größere Zeitspanne, in der man das gleiche darüber denkt, glaube ich.
        Und dann hat man solche Beispiele wie Harry Potter oder die Tintenwelt-Romane, die so zeitlos sind, dass ich sie in jedem Alter gleich gut finden werde xD

        Ich lese Romane aber auch immer seltener noch einmal, da es einfach zu viele andere interessante Romane gibt und man hat ja generell immer zu wenig Zeit zum Lesen, nicht wahr? 😉

        1. Das stimmt, das ist mir wirklich insbesondere bei Jugendliteratur aufgefallen. Ich schaffe es auch nicht, viele Bücher noch einmal zu lesen; das ist tatsächlich eher die Ausnahme. Zu viele Bücher für zu wenig Lebenszeit. 😉

  6. Das habe ich vor so vielen Jahren gelesen, dass es der Roman bis heute nicht auf unserem Blog über die Erwähnung auf der Eco Seite drüber raus kam. Aber dieser Spruch wurde zum Motto für meine Bibliophilie:

    „Habeat Librarius et registrum omnium liborum oedinatum secundum facultates et autores, reponatque eos separatim et ordinate cum signatoris per scripturam applikatis“

    https://litterae-artesque.blogspot.com/2013/06/eco-umberto-autorenseite.html

    Viele Grüße vom Bücherjungen (Litterae-Artesque)

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